Archiv für den Monat Oktober 2016

Blog 124 – Der Autounfall / The Car accident

30.10.2016 – Iran

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Etwas außerhalb von Isfahan, hatte ich das sehr nette Angebot von einer Familie, bei ihr zu übernachten. Am nächsten Morgen, nach meiner Moscheeübernachtung, begab ich mich auf den Weg zu dieser Familie.

A little way out of town, I got a very nice offer to stay overnight with a family. The next morning, after having spent the night in the mosque, I set off to this family.

Plötzlich passierte vor mir ein Unfall. Vier Autos fuhren ineinander, zwei davon schlitterten in den Graben. Als ich kurz darauf die Unfallstelle erreichte, hockte der Fahrer eines der Wagen, vor seinem völlig zerstörten Auto. Ich dachte anfangs, er wäre aus seinem Auto geschleudert worden, da es es im Iran nicht selbstverständlich ist, dass man sich anschnallt. Seine Lippe war komplett eingerissen und blutete stark. Ein anderer Fahrer hatte offensichtlich eine Schulterverletzung. Ich konnte hier nicht wirklich helfen und so fuhr ich nach dem Eintreffen des Krankenwagens weiter. Kurz nach der Unfallstelle fuhr ich an einem Fotografen vorbei.

Suddenly an accident happened just in front of me. I saw four cars collide before my eyes, two of them skidding into a ditch. When I got to the scene of the accident, one of the drivers was sitting next to his completely damaged car. First, I thought, he had been ejected from his vehicle, as it isn’t common practice to fasten your seat belt in Iran. His lip was completely torn and he was bleeding heavily. Another driver obviously had injured his shoulder. I wasn’t really able to help, so I went on after the ambulance had arrived. Shortly after, I passed a photographer.

Er hatte angehalten, um mich zu fotografieren. Ich stoppte und er lud mich gleich zum Mittagsessen und einer Stadtrundfahrt in Najafabad ein. Danach fuhr ich zu meiner Gastgeberin Elahe und ihrer Familie und blieb dort vier Tage.

He had stopped to take a photo of me. I stopped and he invited me for lunch and a sightseeing tour through Najafabad. Afterwards, I went to my host Elahe and her family where I stayed for four days.

Blog 123 – Per Polizeieskorte nach Isfahan / Escorted to Isfahan by the Police

29.10.2016 – Iran

Auf dem Weg nach Isfahan fuhr ich gerade auf einer dicht befahrenen Schnellstraße. Es war schon nach 18:00 Uhr und somit schon dunkel. Da ich jedoch in Isfahan eine Übernachtungsmöglichkeit finden musste, fuhr ich immer weiter. Die Luftverschmutzung war so hoch, dass es deswegen schon nebelig wurde. Dazu kam noch einsetzende Dunkelheit und sehr dichter Verkehr. Das Ganze hatte zur Folge, dass das Fahrradfahren sehr gefährlich wurde.

On my way to Isfahan I was riding on a heavily used highway. It was past 6 pm already and dark. I had to get an overnight stay in Isfahan, so I went on and on. It was getting foggy due to the air pollution. Due to this reason and because traffic was so dense, I was in great danger on my bike.

Auf einmal stoppte ein Polizeiauto neben mir und zwei Polizisten fragten mich, wo ich hin fahren wollte. Sie boten an, mir eine Eskorte über diese gefährliche Straße zu geben. So fuhr ich vorneweg und die Polizei mit Blaulicht hinter mir her.

Suddenly, a police car stopped next to me and two policemen asked where I was going. They offered me to excort me along this dangerous road. So, I was in front and the police car with flashing blue lights right behind me.

After having mastered this dangerous road section, they left me.

Plötzlich fiel mein Handy, bei voller Fahrt, aus meiner Tasche. Es fiel auf die Straße und rutschte unter dem fahrenden Polizeiauto hindurch. Die netten Polizisten stoppten sofort, hoben mein Handy auf und reichten es mir wieder. Zum Glück war es unbeschädigt, denn es war von keinem der Räder ihres Wagens erfasst worden.

Nach diesem gefährlichen Abschnitt verließ mich meine Polizeieskorte wieder.

On the outskirts of Isfahan, I was going to camp in a park but was told that I wasn’t permitted to do so. Instead, I was allowed to stay overnight in a mosque which was much more comfortable for me. Only their night prayer woke me up.

Am Rand von Isfahan wollte ich in einem Park campen. Doch ich erfuhr, dass es hier nicht erlaubt war. Stattdessen durfte ich in einer Moschee übernachten, was auch komfortabler für mich war. Nur beim Nachtgebet wurde ich geweckt.

Blog 122 – Übernachtung bei einem Großfarmer / Overnight Stay at a Large Scale Farm

26.10.2016 – Iran

Nach meinem Aufenthalt in Teheran fuhr ich die ersten Kilometer zu meinem nächsten Ziel Isfahan, in der Begleitung von Hamed. Dann musste Hamed zurück und ich war wieder alleine unterwegs.

Hamed accompanied me on the first few kilometers towards my next destination, Isfahan. Then he had to return home and I was on my own again.

In the early evening I was invited by a car driver to stay overnight with him and his family in his house about 20 km away. I wasn’t so sure as his house was still rather far away then. By dusk, I reached the village where he lived. I then accepted his invitation. He came to fetch me with his Iranian pickup and we went to his farm. He spoke English very well, so I got some very interesting information about Iran from him.

Am frühen Abend bekam ich das Angebot von einem Autofahrer bei seiner Familie und ihm, in seinem 20 km entfernten Haus zu übernachten. Ich wollte es mir überlegen, da das Haus noch ein gutes Stück weit weg war. Bei einsetzender Dämmerung erreichte ich dann doch noch das Dorf indem der Autofahrer lebte und nahm seine Einladung an. Er holte mich mit einem iranischen Pick-up ab und fuhr mich zu seiner Farm.. Da er sehr gut Englisch sprach erfuhr ich einige interessante Sachen über den Iran.

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Zum Beispiel hat sein Pick-up, neu nur umgerechnet 625,- € gekostet und war erst 2 Monate alt. Das Auto machte aber den Eindruck als wäre es schon 20 Jahre. Die Türen musste man regelrecht ins Schloss werfen und 100 km/h fühlten sich an, als würde man 180 km/h fahren. Jedes alte, ausländische Auto wird als besser angesehen.

For instance, his pickup only costs 625 Euros and it was only two months old. But it looked like 20 years. You had to slam the doors, and driving at a speed of 100 km/h felt like 180 km/h. Any old foreign car is considered to be in better condition.

Seine Familie ist Großfarmer und hat mehrere hundert Angestellte. Sie bewirtschaften unter anderem ein 4 x 8 km großes Feld. Um den riesigen Wasserbedarf für das Feld sicherzustellen bedient man sich, wegen des Regenmangels in der Region, vom Grundwasser. Der steigende Wasserverbrauch hat zur Folge, dass man um an das Grundwasser zu gelangen, Brunnen mit einer Tiefe von über 200 Metern benötigt. Vor 10 Jahren waren dafür noch 90 Meter ausreichend.

His family has a big farm and employs several hundred workers. Among others, they cultivate a field of 4 by 8 kilometers. In order to ensure the increasing water needs, and not getting enough rain, they have to make use of ground water. Therefore, in order to get to the ground water, they have to build wells at a depth of 200 meters. Ten years ago, a depth of 90 meters had still been sufficient.

Blog 121 – Tage in Teheran / Days in Tehran

25.10.2016 – Iran

Die nächsten Tage verbrachte ich abwechselnd bei Hamed oder bei einem weiteren Freund, den ich bereits am kaspischen Meer kennengelernt habe. Ich übernachtete dort in seinem luxuriösen Apartment, im reichen Norden von Teheran. Unter anderem wurde ich von einem seiner Freunde zu einer Party eingeladen. Es gab jede Menge Drinks, die von einem housekeeper serviert wurden. …. Butler…. Drinks…. Wahnsinn und das im Iran !

I took turns staying with Hamed and another friend whom I had previously met at the Caspian Sea. I stayed in his luxurious apartment, situated in the wealthy North of Tehran. One of his friends invited me to a party. They offered lots of drinks, served by a housekeeper … A butler … drinks … Amazing Iran!

Am Morgen darauf, wollte mich eigentlich Hamed in Teheran abholen, um mit mir Bergsteigen zu gehen. Er sagte aber ab, worüber ich froh war, denn ich war noch reichlich müde.

The next morning, Hamed had intended to pick me up, but he canceled which I didn’t mind at all as I was still rather tired.

In the next few days I visited the white and the green palace in Tehran. Among others, the last King of Iran had lived there up to the Islamic Revolution in 1979. The embassies and the place where presidents stay overnight are only a few steps away.

In den nächsten Tagen besichtigte ich in Teheran den weißen und den grünen Palast. Dort hat unter anderem der letzte König vom Iran, bis zur islamischen Revolution 1979 gelebt. Ganz in der Nähe sind auch die Botschaften und der Ort in denen Staatspräsidenten bei ihrem Besuch in der Hauptstadt für gewöhnlich nächtigen.

Insgesamt bin ich von Teheran nicht so begeistert. Es gibt nur wenig Außergewöhnliches. Insgesamt ist Teheran einfach nur eine boomende Metropole mit über 12 Millionen Einwohner. Sie wächst an ihren Rändern enorm und ohne ein sichtbares Stadtentwicklungskonzept, was zahlreiche Hochhausbaustellen bezeugen. Das ist schade, denn so verliert die Stadt ihr Gesicht.

I’m not really thrilled with Tehran. There aren’t many exceptional things to discover. All things considered, Tehran is a booming metropolis, counting over 12 million inhabitants.It is growing enormously at its outskirts but there doesn’t seem to be a specific urban development plan. You find sky scraper building sites all over the place. That’s a pity because the city is losing face this way.

Meine inzwischen lang erwartete Visumverlängerung für weitere 30 Tage ,bekam ich nach insgesamt 7 Tage Warten mit 3 Besuchstagen in zwei 2 Polizeistationen, endlich überreicht. Eigentlich hätte ich noch länger warten müssen. Da ich aber freundlich Druck gemacht habe, dass ich noch etwas vom Land sehen möchte, bevor ich ausreisen muss, ging es etwas schneller.

After having waited for seven days, and having visited two police stations three times, I finally got my visa extension for another 30 days. Actually, it would normally have taken longer, but I put on a little pressure in a friendly way, telling them that I did want to see some of the country before I would have to leave.

Jetzt wird es an der Zeit, dass ich weiterfahre und mich von meinen beiden Gastgebern -trotz schwerem Herzen – verabschiede.

Now it’s time to say goodbye to both my hosts, with a heavy heart, though.

Blog 120 – Abenteuer Visumverlängerung / My Adventure of Extending My Visa

16.10.2016 – Iran

Einen Tag nach meiner Ankunft in Teheran, wollte ich mein Visum um weitere 30 Tage verlängern.

The next day, I wanted to have my visa extended for another 30 days. So, Hamed and I went to the police station in charge. I went inside on my own, where I struggled with the bureaucracy which was not only chaotic but also overburdened. Somebody helped me and did the translating on my behalf. He escorted me to the questioning by the special police.

Zu diesem Zweck begleitete Hamed mich zu einer zuständigen Polizeistation. Dort ging ich dann alleine hinein und kämpfte mich durch die überlastete, mehr als unübersichtliche, Bürokratie.

Ein Mann half mir und übersetzte für mich. Er begleitete mich zu einem Verhör durch die Spezialpolizei.

On the way there he asked me whether I had my cell phone with me. Of course I had. He told me that this wasn’t any good as they weren’t allowed on these corridors. It was too late, I couldn’t go back. Nor was I able to switch it off or at least switch it to silent alert. Not a chance! I was very nervous about the questions they would ask and I wondered if my answers would satisfy them. Furthermore, I was concerned that my cell phone might ring.

Auf dem Weg zu diesem Spezialbüro fragte er mich, ob ich mein Handy dabei hätte. Natürlich hatte ich es mit. Er sagte, dass dies schlecht sei, weil es auf diesen Etagen nicht erlaubt ist. Jetzt war es zu spät, zurück konnte ich nicht mehr. Auch das Handy aus- oder wenigstens auf lautlos schalten ging jetzt nicht mehr. Ich war sowieso schon nervös welche Fragen wohl gestellt würden und ob meine Antworten der Polizei genügen würde. Doch jetzt machte ich mir noch die Sorge was passiert, wenn mein Handy klingelt.

I know that Iranian authorities don’t like people traveling through their country by bike. That is why I hadn’t provided this detail when applying for a visa. I also heard that foreigners are allowed to stay overnight only in hotels and on camping sites. I tried not to show any signs of my nervousness and went into the office.

Ich weiß, dass es bei iranischen Behörden nicht gerne gesehen wird, wenn man mit dem Fahrrad durch den Iran reist. Diese Angabe hatte ich daher bei meinem Visumsantrag nicht gemacht . Auch habe ich davon gehört , dass für Ausländer nur Hotel und Campingübernachtungen erlaubt sein sollen. Ich versuchte meine Nervosität zu verbergen und ging ins Büro.

I was questioned about many things: Since when had I been in Iran, where had I been since then, where was I going from here, what did I think about Iran and had I ever slept over at Iranian private homes. The officials were a bit surprised about my traveling by bike, but as I had a visa, they didn’t worry. They asked me where I was going to stay that night and I pretended to be on the search for a hotel.

Hier wurde ich befragt: Seid wann ich im Iran bin. Wo ich schon überall gewesen bin. Wo ich hin fahren möchte. Was ich über den Iran denke und ob ich schon mal bei Iranern privat übernachten würde.

Das ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, wunderte die Beamten zwar, aber da ich ja ein Visum habe, war das jetzt nicht mehr für sie relevant. Sie fragten mich wo ich denn heute übernachte. Ich gab an an gerade auf der Suche nach einem Hotel zu sein.

My cell phone started ringing during the questioning, as someone sent me an email, but I acted as if nothing had happened. Apparently, they didn’t care, either. Whew! After this „nice chat“ I had to fill in several forms and hand in some copies and passport photos.

Während des Gesprächs klingelte ausgerechnet mein Handy, da mir jemand eine Email geschickt hatte. Ich tat so, als wäre nichts, auch die Polizei schien sich nicht für das Klingeln zu interessieren. „Puh“. Nach diesem „netten Plausch“ musste ich noch zahlreiche Formulare ausfüllen, Kopien und Passbilder abgeben.

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Am Ende sagte man mir, dass ich in ca. 5 Tagen zu einer anderen Polizei Station kommen soll, um dort meine Visums-Verlängerung abzuholen. Etwas enttäuschend für mich, denn ich hatte schon gehofft, dass ich heute mein Visum verlängert bekomme.

Finally, they told me to return to a different police station in order to fetch my visa extension. I was a bit disappointed, as I had hoped to have it done the same day.

Ich verließ die Polizeistation leicht paranoid, da derjenige der für mich gedolmetscht hatte kurz hinter mir aus der Polizeistation ging. Ich machte mir Sorgen ob er vielleicht ein Polizist ist, der mich und Hamed, der draußen auf mich wartete, verfolgen würde. Ich ging deswegen erst mal in die falsche Richtung um zu sehen ob er mir folgt. Das war natürlich übertrieben, aber nach diesem Verhör waren meine Nerven ziemlich angespannt.

When I left the police station, I felt a little paranoid because the person who had translated for me, had left just behind me and I didn’t know whether or not he was a policeman who would go after Hamed and myself. Hamed was waiting for me outside. So I walked in the wrong direction first, because I wanted to find out if he followed me. Of course, this was over the top but I was extremely tense after this interrogation.

 

Blog 119 – Ankunft in Teheran und Wiedersehen mit Hamed / Arrival in Tehran and Reunion with Hamed

15.10.2016 – Iran

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Nach 130 km Tagesetappe auf der Tschalus Straße, erreichte ich spätabends Karaj und wurde von Hamed meinem Radreisefreund, den ich zuletzt in Jerevan (Armenien) gesehen habe, begrüßt.

After having done about 130 kilomiters on the Tshalus Road, I got to Karaj late that evening, welcomed by my travel mate Hamed, whom I had last seen in Yerevan, Armenia.

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Am nächsten Tag nahm sich Hamed extra für mich Urlaub und wir fuhren nach Teheran.

Hamed took a day’s leave especially for me and we went to Tehran together. We had to take several taxis and a train in order to reach the city center. A taxi only takes you down one street. If you want to go any further, you have to get another taxi. Traffic in Tehran is murderous, dense and reckless. In many places, they use motorcycle taxis as they get along much better in that traffic.

Wir benötigten mehrere Taxen und den Zug um bis in die Innenstadt zu kommen. Die Taxis fahren hier jeweils nur eine der Straßen entlang. Möchte man auf eine andere Straße wechseln, muss man auf ein anderes Taxi umsteigen. Der Verkehr in Teheran ist wahnsinnig dicht und rücksichtslos. Vielerorts werden Motorradtaxis benutzt, da sich diese sich besser durch den Verkehr schlängeln können.

In Tehran we visited the Golden Palace. As a foreigner, I had to pay four to ten times more than Hamed, in order to see certain areas and museums. The Golden Palace presents an amazing splendor, including halls of mirrors and collections of precious porcelain from all over the world.

In Teheran besichtigten wir den Golden Palace. Hier musste ich als Ausländer, für die verschiedenen Bereiche und Museen 4 bis 10 mal mehr für den Eintritt zahlen als Hamed. Der Golden Palace bietet eine Wahnsinnspracht unter anderem Spiegelsäle und Porzellansammlungen aus aller Welt.

Blog 118 – Unterwegs auf der Tschalus Straße / On My Way to Tshalus Road

15.10.2016 – Iran

Seit gestern, Freitag nach dem Aschura Fest (Freitag ist hier wie bei uns Sonntag, also Wochenende) sind David und ich auf der Tschalus Straße unterwegs.Viele Teheraner haben das verlängerte Wochenende genutzt um Urlaub am kaspischen Meer zu machen.

David and I have been on our way since yesterday, the Ashura Feast, on the Tshalus road. Fridays here are like our Sundays, so it’s weekend. Many Tehrans made good use of the long weekend for a holiday at the Caspian Sea.

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Jetzt war gefühlt halb Iran auf dem Heimweg. Die Autokolonnen schlängelten sich auf zwei Spuren den Berg hoch und mittendrin fuhren mein neuer Reisebegleiter und ich, in einer Wolke von Abgasen. Obwohl Ferienende ist und der wahnsinnig starke Verkehr dazu führte, dass es nur quälend langsam weiterging, ließen sich die Iraner ihre gute Laune nicht vermiesen. Etliche Fahrzeuginsassen nutzten das langsame Tempo um uns aus dem Auto raus zu fotografieren oder uns Essen zu reichen.

It looked like half of the Iranians were on their way home. Two lines of cars wound their way up the mountain, my new travel mate and I riding in the middle of them, wrapped up in a cloud of exhaust. It was the end of their holidays and the traffic was murderous, but the Iranians didn’t lose their good mood. Several of them took advantage of the slow speed, taking photographs of us out of their cars or offering us some food.

David und ich waren, trotz des großen Gewichtsunterschieds unserer Räder, ungefähr gleich schnell. Am Abend erreichten wir in der Dämmerung ein kleines Dorf, das eigentlich nur aus einem Restaurant, zwei Geschäften und einem Hotel bestand.

David and I rode at about the same pace, although our bikes were different in weight. In the early evening we reached a small village, consisting only of a restaurant, two shops and a hotel. We intended to camp there, so we asked for a suitable place. The ground was far too steep for a tent all around the houses, so we were allowed to camp under the umbrella of the restaurant. It was an ideal place: sheltered, a little off the road and thus much more quiet, offering a perfect view of the mountains.

Wir wollten hier zelten und fragten nach einer geeigneten Stelle. Da es rings um die Häuser viel zu steil war um ein Zelt aufzustellen, bekamen wir das Angebot unter dem Dach des Restaurants zu zelten. Diese Stelle war ideal: Überdacht, etwas abseits der Straße (und somit etwas ruhiger) mit einer Superaussicht auf die Berge.

David, der ohne Zelt unterwegs ist, konnte hier seine Hängematte aufspannen. Als Dank für die Übernachtung frühstückten wir am Morgen im Restaurant. Bei nun deutlich weniger Verkehr fuhren wir gemeinsam auf die Passhöhe.

David who didn’t have a tent, was allowed to string up his hammock there. In return for their hospitality, we had breakfast at the restaurant the next morning. By then there was much less traffic and we rode uphill towards the top of the pass together. David was on his way to Tehran, so we parted at a junction and I followed the way to Karaj, as I intended to meet my travel mate Hamed again.

Da David direkt nach Teheran fahren wollte, trennten wir uns an einem Abzweig und ich nahm den Weg Richtung Karaj, um meinen Radreisefreund Hamed wieder zu treffen.

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Blog 117 – Vom kaspischen Meer zur Tschalus Straße / From the Caspian Sea to Tschalus Street

14.10.2016 – Iran

Am Vormittag verabschiedete ich mich von meinem Gastgeber. Seinem Freund aus Teheran versprach ich, ihn dort mal besuchen zu kommen.

That morning, I said goodbye to my host. I promised his Tehran friend to visit him some time later.

My way took me along the Caspian Sea. The landscape there is very green and it reminded me of Florida, there was no sign of a desert at all. Later that day, I was invited by a family from Mashhad to visit them in their holiday home.

Weiter ging es am Kaspischen Meer entlang. Die Landschaft ist hier sehr grün und erinnert etwas an Florida, keine Spur von Wüste. Am Abend wurde ich in ein Ferienhaus einer Familie aus Maschad eingeladen.

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Am nächsten Tag verabschiedete ich mich und wurde bald darauf von einem anderen Reiseradfahrer überholt. Er stellte sich als David vor und kommt auch aus Deutschland. David ist auch die ganze Strecke bis hierhin geradelt und hat ultra wenig Gepäck dabei.

The following day I said goodbye and soon another cyclist overtook me. He told me his name was David and he was from Germany, too. David had gone all the way on his bike, too and he had very little luggage with him.

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Zusammen begaben wir uns an die Tschalus Straße. Die Tschalus Straße ist eine von deutschen Ingenieuren gebaute Passstraße die Teheran und das Kaspische Meer verbindet. Sie wurde von den Nazis gebaut damit deutsche Truppen, die von Süden den Iran überquerten zum kaspischen Meer gelangen konnten. Von dort aus konnten sie per Schiff die Russen angreifen. Diese Straße ist außerordentlich steil. Sie beginnt am kaspischen Meer auf ca.- 30 Hm und führt auf die Passhöhe auf über 2700 Hm.

We went towards the Tschalus Street together. It is a mountain pass built by German engineers and it links Tehran and the Caspian Sea. It was the Nazis who built it in order to get the German troops crossing Iran from the South right to the Caspian Sea. From that point they were able to attack the Russians by ship. This pass is extremely steep. It starts at the Caspian Sea at a height of about 30 meters and ends at 2.700 meters.

Blog 116 – Eine besondere Einladung / A Special Invitation

13.10.2016 – Iran

Die Iraner lieben ausländische Touristen und sind zurecht stolz darauf eines der freundlichsten Völker der Welt, für ausländische Reisende zu sein. In vielen Ländern werden Touristen eher als Geldquelle gesehen, hier ist das Wort Tourist ein Wort das mit einer Respektperson gleichzusetzen ist. Ausländer werden auch neugierig befragt, da leider viele Iraner keine allzu großen Möglichkeiten haben ins Ausland zu gehen. Ich bin somit etwas wie – das Fenster zur weiten Welt- für die Leute. Das ist auch der Grund dafür, dass die jetzige Regierung den Umgang mit Ausländern wie mir nicht gerne sieht und den Tourismus nicht besonders schätzt.

Iranians love foreign tourists and they take pride in being one of the friendliest nations in the world as far as foreign travelers are concerned. In many countries, tourists are seen as a source of making money, but in this country, the tourist is a very respected person. Most Iranians are not really able to go abroad, so they like asking foreigners lots of questions. For them I represent the window to the wide world. That is why the Iranian government doesn’t like any relations with foreigners and also doesn’t appreciate tourism as such.

Mit viel geschenkten Essen vom Aschura-Fest ausgerüstet, wollte ich von Rasht aus in die nächste große Stadt fahren, um einen Campingplatz zu finden.

Having collected masses of food at the Ashura Feast, I was on my way to the nearest large town after Rasht in order to find a camping site.

Als ich mich dort nach der offiziellen Campingstelle der Stadt erkundigte, hielt ein Wagen neben mir an. Es wurde mir angeboten, dass man mich zu dieser Stelle fahren könnte. Ich willigte ein. Mein Fahrrad und ich wurden auf die Ladefläche eines Pickup verladen. Nach einigen Kilometern quer durch die Stadt hielten wir und ich wurde gefragt ob noch alles o.k. wäre.

There, I was just going to enquire about the official camping site of the town, when a car stopped next to me. They offered to take me to the place. I agreed. My bike and I were settled on the loading area of a pickup. Some kilometers later across the city, they stopped and asked me if everything was still okay.

Dann sagte mir einer der beiden Insassen. „We change our opinion. W’ll take you to our villa and give you a room for free.“ „Wirklich?!“ „ Ok ,da bin ich aber mal gespannt!“ Ich wurde dann zu einem riesigen 20.000 qm großen Grundstück gebracht. Auf diesem Areal stand das Haus, indem ich wie versprochen ein Zimmer bekam und sogar ein Bier. Dann wurde ich von dem Hausbesitzer und seinem Teheraner Freund zum Essen gerufen. Die Haushälterin servierte uns bis spät in die Nacht super leckeres Essen.

Then, one of the passengers in the car told me in English, „We have changed our mind. We’ll take you to our villa and give you a room for free.“ „Really?“ Okay. I was curious. We went to a huge property of about 20,000 square meters. The house was located there, I got a room as promised and even a beer. Then my host and his friend who was from Tehran, called me for dinner. Their housekeeper served us gorgeous food till late that night.

The next morning they showed me their huge garden which had direct access to the beach and then I went for a swim in the Caspian See.

Am nächsten Morgen bekam ich den riesigen Garten gezeigt und ging zu dem direkt an den Garten angrenzenden Strand, im kaspischen Meer schwimmen.

The Caspian Sea isn’t really a sea as such because there is no access to the open sea, so it is actually the world’s largest lake. The water is only slightly salty and its surface is 28 meters below sea level.

Das kaspische Meer ist eigentlich kein Meer, da es keinen Zugang zum Meer hat und somit der weltweit größte See ist. Das Wasser schmeckt nur leicht salzig und die Oberfläche liegt 28 Meter unter dem Meeresspiegel.

 

Blog 115 – Das Aschura-Fest / The The Feast of Ashura

13.10.2016 – Iran

Von Rasht aus ging es weiter am kaspischen Meer entlang. Heute ist das Aschura Fest im Iran. Das ist der Höhepunkt eines ca. 1 Monat dauerndes Festes, das dem Gedenken der Ermordung des Imam Husain dient, der vor ca. 1300 Jahren mit seinen Gefolgsleuten umgebracht wurde.

Having started in Rasht I traveled towards the Caspian Sea. This was the day of the Iranian Ashura Feast. It lasts for about a month and this day is the highlight. It is a feast celebrated in memory of Imam Husain who was murdered about 1,300 years ago together with his entire entourage. He was the third follower of Mohammed who was acknowledged by the Shiites. After Prophet Mohammed’s death there was a controversy over succession which led to the first segregation in the Islam into Shiites and Sunnites. Turkey, for example, is rather Sunni-dominated and Iran rather Shiitic. This was the Imam Husain Memorial Day all over Iran. I even witnessed people crying for him collectively.

Er war dritte, der von den Schiiten anerkannten Nachfolger von Mohammed. Nach dem Tod des Propheten Mohammeds gab es ein Nachfolgestreit, der zur ersten Spaltung des Islams in Schiiten und Sunniten führte. Zum Beispiel ist die Türkei eher sunnitisch geprägt und der Iran schiitisch. Heute wird im ganzen Iran an den Tod des Imam Husain gedacht. Es wird sogar kollektiv um ihn geweint, das habe ich aber nicht miterleben dürfen.

Everywhere in the country you get lunch and tea for free, symbolizing the last meal of Imam Husain, consisting of rice, some chicken and gravy.

Im ganzen Land wird umsonst Mittagessen und Tee ausgegeben. Dies soll die letzte Mahlzeit des Imam Husain symbolisieren, die wie damals aus Reis, etwas Hühnchen und Soße besteht.

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Ich bekam bestimmt 10 Mal eine dieser Mahlzeiten von Autofahrern aus dem Fenster gereicht. Soviel kann ich beim besten Willen nicht essen. Die meisten Leute akzeptierten die Begründung: „Ich habe schon gegessen“, wenn ich dankend ablehnte. Aber 4 Mal hatte ich das Gefühl, dass es komisch aufgefasst wird, wenn ich ablehne. Das ist wohl die persische Sitte, in der das Ablehnen von Essen, als Beleidigung aufgenommen werden kann. Also nahm ich das angebotene Essen, dann doch an.

I must have been given this meal for at least ten times that day, offered by car drivers through the open car windows. I can’t possibly eat that much, so I declined with thanks. Most people accepted my apology of having already eaten. But at least four times I felt they didn’t like my refusal at all. I suppose that it is Persian custom to feel insulted when someone rejects a gift. So I decided to accept the food after all.